21.07.2025 - Schwäbische Zeitung - Bernd Baur
Das Jahr 2024 – keine Zeit für eine Verschnaufpause

Für die Region Oberschwaben Nord des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Baden-Württemberg war 2024 wiederum ein herausforderndes Jahr. Mit knapp über 240 Mitarbeitern und weiteren Ehrenamtlichen war die Hilfsorganisation beim Dienst am Menschen dennoch ein zuverlässiger und tatkräftiger Partner.
Nachdem bereits das Jahr 2023 eine echte Herausforderung für die Erbringung der Leistungen beim ASB in der Region war, „setzte sich das unruhige Fahrwasser für den ASB und andere Hilfsorganisationen im Jahr 2024 fort“, erklärte die ASB-Vorsitzende Diana Seichter-Mäckle jetzt bei der Mitgliederversammlung. Im Schwendier Seniorenzentrum „Sofie Weishaupt“ blickten die Verantwortlichen auf die Arbeit im ASB-Kreisverband im Jahr 2024 zurück. Beim Umsatz registrierte der ASB eine Steigerung von 26,8 Prozent gegenüber dem letzten Jahr. Schatzmeister Jürgen Rohmer stellte bei Einnahmen von 13.501.178,15 Euro beim Betriebsergebnis nach Abschreibungen allerdings einen Fehlbetrag in Höhe von 83.041,77 Euro fest. Mit 8.694.669,16 Euro (25,8 Prozent mehr als 2024) waren die Personalkosten der größte Anteil bei den Ausgaben.
Die Hilfsorganisation ist unter anderem als Betreiber von zwei stationären Pflegeeinrichtungen mit insgesamt 135 Plätzen (Schwendi und Laupheim), einer Tagespflegeeinrichtung (Orsenhausen), den Rettungswachen in Orsenhausen, Schwendi und Riedlingen (die beiden letzten mit Notarzteinsatzfahrzeugen), dem Hausnotrufdienst und von zwei betreuten Wohnanlagen mit 77 Wohnungen tätig.
„Das Jahr 2024 - keine Zeit für eine Verschnaufpause“, so charakterisierte die Vorsitzende die zu leistende Herkulesaufgabe beim ASB. Sie bemängelte, dass etwa die angekündigte Entbürokratisierung im Verwaltungsbereich, bei der Dokumentation der Leistungen und bei der Gewinnung von ausländischen Fachkräften die Umsetzung bis jetzt komplett gescheitert ist. „Das ist für unsere Organisation, die sich zum Dienst am Menschen und nicht zum Dienst an der Bürokratie verpflichtet fühlt, sehr belastend und nimmt unheimlich viele Kapazitäten“, sagte Diana Seichter-Mäckle. Um vor allem im Bereich der Pflege das Angebot aufrecht zu halten, musste der ASB das Jahr über durchschnittlich 15 Leiharbeitskräfte beschäftigen. Mit entsprechenden Auswirkungen auf die Personalkosten.
Als Chance für eine Entlastung der Fachkräfte könne künftig auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) gesehen werden. Der ASB in Ludwigsburg, so informierte die Vorsitzende, experimentiere aktuell mit einem KI-gestützten Sozialroboter als Alltagsbegleiter zur Unterstützung bei der Betreuung von Heimbewohnern. „Vernünftig genutzt könnte das eine Bereicherung sein“, glaubt sie.
In baulicher Hinsicht hat der ASB-Kreisverband Oberschwaben-Nord in 2024 die Erweiterung des Pflegeheimes „Sofie Weishaupt“ in Schwendi und die Sanierung der dortigen Notarzteinsatzfahrzeug-Wache abgeschlossen. Und gleichzeitig den Blick schon wieder in die Zukunft gerichtet. Der Bau einer modernen Rettungswache, als Ersatz für die bestehende in Orsenhausen, ist aufs Gleis gesetzt. Das Projekt soll in Hörenhausen verwirklicht werden, der ASB hofft auf einen Baubeginn in der ersten Jahreshälfte 2026. Alle Hoffnungen auf den Erhalt des Dienstes „Essen auf Rädern“ haben sich dagegen nicht erfüllt. Dieser Bereich konnte nicht mehr kostendeckend angeboten werden, das Aus für diesen Dienst „war eine bittere, aber unvermeidbare Entscheidung“.
ASB-Geschäftsführerin Roswitha Ruf dankte den mehr als 240 Mitarbeitern für „ihre herausragende Leistung, ihren Mut, ihre Tatkraft und ihre Zuversicht im vergangenen Jahr“. Ohne die Arbeit der zusätzlich 68 Ehrenamtlichen sei vieles aber nicht denkbar, lobte Ruf deren Einsatz. In welchem Umfang dieser erfolgte, berichtete die ASB-Vizevorsitzende Klara Grimm. In der Vorstandschaft (380 Stunden), bei der Jugendarbeit (240 Stunden), bei den Hausfreunden im Seniorenzentrum Laupheim (510 Stunden) und beim Freundeskreis „Sofie Weishaupt“ (3779 Stunden) engagierten sich die Ehrenamtlichen. Ausschließlich auf freiwilliger Basis wirkt auch der Rettungshundezug. Dessen Leiterin Heike Hirt sprach von 2178 geleisteten Stunden, darunter fielen 13 Einsätze. Josef Arzt von der dreiköpfigen Kontrollkommission bescheinigte den ASB-Verantwortlichen die uneingeschränkte Ordnungsmäßigkeit ihrer Arbeit im letzten Jahr. Für ihren engagierten und unverzichtbaren Dienst an der Gesellschaft dankten dem ASB-Kreisverband Oberschwaben-Nord in einem Grußwort Ingo Bergmann (Oberbürgermeister Laupheim), Wolfgang Späth (Bürgermeister Schwendi), Manfred Schoch (Ortsvorsteher Orsenhausen) und Christian Kohler (Volksbank Allgäu Oberschwaben).
Zahlen zum ASB-Jahr 2024: Stationäre Pflege: Belegungsquote in Schwendi 79,8 Prozent und in Laupheim 97,5 Prozent - insgesamt 43.143 Belegungstage; ambulante Pflege: 7128 Hausbesuche bei durchschnittlich 121 Kunden; teilstationäre Pflege: Tagespflege Orsenhausen 93 Prozent Belegungsquote; Rettungsdienst: 1377 Einsätze, ASB-Notfallsanitäter begleiteten 1567 Notarzteinsätze; Krankentransport: 1282 Fahrten; Breitenausbildung Erste Hilfe: 91 Kurse mit 985 Teilnehmern, acht Kurse mit Selbstschutzinhalten für 123 Kinder, Ausbildung von zwölf neuen Schulsanitätern am Karl-Lämmle-Gymnasium; Hausnotruf: installiert in 268 Haushalten (plus 74), 72 Mal wurde der Bereitschaftsdienst und 38 Mal der Rettungsdienst alarmiert; Freiwilligendienst: FSJ (3) und BfD (2).