10.07.2024 - Schwäbische Zeitung - Bernd Baur
ASB will in Hörenhausen eine neue Rettungswache bauen
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Region Oberschwaben Nord betreibt seit fast 60 Jahren eine Rettungswache in Orsenhausen. Jetzt soll der Rettungsdienst in einem Neubau untergebracht werden – der Standort für diesen soll nun allerdings Hörenhausen sein.
Noch gibt es einige Dinge zu klären, der Grundsatzbeschluss steht aber fest: Der ASB will in Hörenhausen, direkt an der Landesstraße L 1268 am westlichen Ortseingang, eine neue Rettungswache bauen. Dass die Hilfsorganisation mit diesem Neubau einen Standortwechsel für den Rettungsdienst innerhalb der Gemeinde vollzieht, „hat gute Gründe“, betonte ASB-Geschäftsführerin Roswitha Ruf bei einer Informationsveranstaltung in der Veranstaltungshalle in Sießen im Wald.
Etwa 100 Bürger waren gekommen. Sie interessierten sich für das Projekt, einige stellten Fragen hierzu, manche äußerten auch Bedenken. Obwohl manche Dinge abschließend noch nicht geklärt sind, „wollen wir heute informieren“, erklärte Bürgermeister Wolfgang Späth. Die Gemeinde stehe hinter diesem Projekt, „ich sehe die Rettungswache als Gewinn für Hörenhausen“. Wichtig sei es, dass der ASB in der Gemeinde bleibe und nicht in Dietenheim den Wacheneubau realisiere. Aber warum gerade der Neubau in Hörenhausen? Auf diese Frage gab Daniel Groß, Landesrettungsdienstleiter vom ASB Baden-Württemberg, eine Antwort. Dass die derzeitige Rettungswache in Orsenhausen den modernen Ansprüchen in keiner Weise mehr entspricht, schickte Daniel Groß voraus. Das dortige Gebäude, inmitten eines Wohngebietes (das Abrücken der Rettungsfahrzeuge ist schwierig), sei schwer sanierungsbedürftig, die Rettungswagen-Unterbringung suboptimal. „Wir sind gezwungen einen Neubau zu erstellen“, fügte er hinzu. Weil es im Gebietsbereich mit der Achse Illerrieden, Dietenheim und Balzheim einen Zipfel gibt, der rettungsdienstlich aktuell nicht optimal versorgt ist und die bestehende Rettungswache sehr nahe an Laupheim, Ochsenhausen und Erolzheim liegt, ist ein Standort für den Neubau östlich von Orsenhausen geschickter. Gespräche mit dem Alb-Donau-Kreis zur besseren Versorgung der Bürger dort haben stattgefunden. „Wir haben dann Hörenhausen vorgeschlagen“, sagte Daniel Groß. Die Zustimmung hierfür kam bereits vom Bereichsausschuß Rettungsdienst des Landkreises Biberach, der in dieser Sache die Entscheidungshoheit hat.
Ein doppelstöckiges Gebäude (Höhe sieben Meter) für die eigentliche Wache, dazu eine einstöckige Fahrzeughalle: So wird sich das ASB-Projekt nach den Plänen von Architekt Daniel Ziegler präsentieren. Ein Rettungswagen (Dienstzeit 24 Stunden), drei Krankentransportwagen (Dienstzeit tagsüber, an Wochentagen), dazu zwei Reservefahrzeuge werden in der Halle stationiert. Mindestens zwei, maximal etwa zehn Einsatzkräfte sind dann immer vor Ort. Wie Architekt Ziegler beim Infoabend ausführte, wurden bestimmte Untersuchungen zum Projekt im Vorfeld schon getätigt. Dazu gehört auch ein Schallimmissionsgutachten mit Bezug auf benachbarte Wohnbebauung. „Ich kappiere nicht, warum die Rettungswache nicht in ein Industriegebiet gebaut wird“, zeigte eine Besucherin ihr Unverständnis für den geplanten Standort in der Nähe von Wohnhäusern. Er könne sie mit ihren Sorgen und Nöten gut verstehen, antwortete Daniel Groß, „ich will diese Veränderung auch nicht groß schönreden“. Mehrere Grundstücke seien denkbar gewesen, „dieses am Ortseingang direkt an der Durchgangstraße war das einzige, das wir erhalten haben“. Den Erwerb der 2300 Quadratmeter großen Fläche hat der ASB mit einem Rücktrittsrecht gekoppelt, sollte das Projekt (geschätzte Kosten etwa 3,5 Millionen Euro) dort nicht zu realisieren sein. Einen anderen Standort für den Neubau hätte sich wohl auch ein anderer Anwohner gewünscht. „Wir werden aus dem Bett geworfen und das dauerhaft in der Nacht“, befürchtet er die Auswirkungen von den Signalfahrten der Rettungsfahrzeuge. ASB-Rettungsdienstleiter Wolfgang Krems konnte ihm diesbezüglich einen Großteil seiner Ängste nehmen: „Ich versichere ihnen, dass wir in 95 Prozent der Einsatzfälle bei Nacht nicht mit Martinshorn ausrücken, Blaulicht reicht locker“. Wolfgang Krems appellierte zugleich daran, „nicht alles negativ sondern auch positiv zu sehen, ein Rettungswagen im Dorf kann Leben retten“. Diese Verbesserung der medizinischen Versorgung finde er gut, „als direkter Anwohner habe ich aber auch ein tränendes Auge“. Bei der jetzigen Planung sei noch vieles schwammig, „nehmen sie uns Anwohner im weiteren Verlauf dazu, damit eine Win-Win-Situation geschaffen und so die Akzeptanz des Projektes gesteigert werden kann“. Mit dem Projekt beizeiten auf die Bürger zuzugehen, „auch wenn wir noch nicht alle Infos haben“, ist dem ASB wichtig, bekräftigte Geschäftsführerin Roswitha Ruf. „Wir möchten gerne in Hörenhausen und in Frieden mit ihnen eine Rettungswache betreiben“, lautete ihr Wunsch.
Bis es soweit ist, wird es wohl noch mindestens zwei Jahre dauern. Im weiteren Verfahren muss die Gemeinde Schwendi zuerst den Bebauungsplan für den betroffenen Bereich ändern, danach kann der ASB einen Bauantrag stellen. Die reine Bauzeit für die Rettungswache liegt dann bei zwölf Monaten. Wenn sie in Betrieb ist, wird es aller Voraussicht nach auch eine verkehrsrechtliche Anpassung geben. Um Gefahrenpotentiale bei ausrückenden Rettungsfahrzeugen zu entschärfen, soll eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Verkehrsteilnehmer auf der Landesstraße vor dem Ortsschild kommen. Ein Anliegen, für das ein Anwohner übrigens seit Jahrzehnten kämpft.